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Die Geschichte des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft (IBI) – Teil IV

Krise, Rettung und Neuausrichtung: Das Institut seit den 2000er Jahren

Dieser Blogbeitrag ist im Rahmen des Projektseminars „90 Jahre IBI - ein Grund zum Feiern“ im Sommersemester 2018 entstanden. Das Seminar hat die Feierlichkeiten zum 90 – jährigen Bestehen des IBI im Wintersemester 2018/19 vorbereitet. Christoph Hussel studiert am Institut im 4. Bachelorsemester und hat sich als Teilnehmer des Projektseminars u.a. mit der Geschichte des IBI beschäftigt. Diesen Beitrag hat er zusammen mit Kirsten Schlebbe, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut, erarbeitet.

Krise, Rettung und Neuausrichtung: Das Institut seit den 2000er Jahren

Bereits Mitte der 1990er Jahre zeigten sich erste Hinweise auf die später folgende Krise des Instituts: Trotz Einspruch von Seiten des Instituts fasste der Akademische Senat der Humboldt-Universität im August 1995 den Beschluss, drei C2-Professuren am Institut zum Jahr 2001 bzw. 2003 zu streichen (Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, 1995).

Im Herbst 2003 erfolgte dann durch die Landesregierung eine drastische Mittelkürzung für die Berliner Universitäten, die dazu führte, dass rund ein Drittel der Professorenstellen an der Humboldt-Universität ersatzlos gestrichen werden sollten. Infolgedessen beschloss das Präsidium der HU, neben der agrarwissenschaftlichen Fakultät und weiteren Fächern auch das Institut für Bibliothekswissenschaft zu schließen. Fast zehn Jahre nach der Fusion der beiden bibliothekswissenschaftlichen Ausbildungseinrichtungen der Humboldt-Universität und der Freien Universität im Jahre 1994 stand das Institut somit vor der Schließung.

Es folgte eine Welle von Protesten, sowohl von nationalen und internationalen VertreterInnen des Faches als auch von den aktuellen und ehemaligen Studierenden des Instituts. Zahlreiche Protestaktionen wurden organisiert: Öffentliche Vorlesungen am Bahnhof Friedrichstraße, ein symbolischer Trauerzug (siehe Abb. 1 & 2) sowie Kundgebungen im Hauptgebäude der Universität. Zeitgleich wurde von einer Expertengruppe ein umfangreiches Konzept zur Neuausrichtung des Instituts und Faches an der Humboldt-Universität entwickelt.

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Abb. 1 & 2 – Protest gegen die drohende Schließung des Instituts (Bildrechte: Thomas Arndt, 2003 – CC-BY)

 

Am 15.02.2005 stimmte der Akademische Senat der Humboldt-Universität schließlich der Ausschreibung der unbesetzten Professur sowie dem Konzept zur Weiterführung der Bibliotheks- und Informationswissenschaft zu. Das Institut für Bibliothekswissenschaft an der Humboldt-Universität war somit gerettet. Die Professur mit dem Schwerpunkt Digitale Bibliotheken wurde international ausgeschrieben und 2006 mit Prof. Michael Seadle, PhD, besetzt. Weiterhin wurde Prof. Dr. Peter Schirmbacher, Direktor des Computer- und Medienservices (CMS) der HU von 1999 bis 2015, auf den Lehrstuhl für Informationsmanagement berufen. Prof. Michael Seadle wurde 2006 zum Direktor des Instituts gewählt und setzte anschließend die Neuausrichtung des Institutes nach Vorbild der amerikanischen iSchools um. In dieser Zeit der Neuausrichtung erfolgte auch die Umbenennung des Instituts in „Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft“.

2009 vollzog das Institut dann selbst den Weg in die Gruppe der iSchools und wurde damit eines der ersten europäischen Mitglieder der Vereinigung. Zeitgleich wurde das Institut auch Mitglied im iCaucus.

Die iSchools

Die iSchools stellen eine internationale Vereinigung von Einrichtungen dar, die sich mit Forschung und Lehre im Bereich der Bibliotheks- und Informationswissenschaft beschäftigen. Die Organisation wird vom sog. iCaucus geleitet. 2005 gegründet, umfasst sie heute (Stand 10/2018) bereits 97 Mitglieder aus Asien, Australien, Europa und Nord-Amerika. Zudem veranstaltet die Organisation auch die jährlich stattfindende iConference.

“The iSchools Organization seeks to maximize the visibility and influence of its member schools, and their interdisciplinary approaches to harnessing the power of information and technology, and maximizing the potential of humans." - iSchools Organization, 2012-2014

 

Die inhaltlichen Veränderungen spiegelten sich auch in der Ausrichtung der neu eingerichteten Professuren am Institut wider: Von 2008 bis 2013 besetzte Prof. Dr. Stefan Gradmann die Professur für Wissensmanagement am Institut, 2009 folgte die Berufung von Prof. Vivien Petras, PhD, auf den Lehrstuhl Information Retrieval. Der Lehrstuhl für Information Behavior wurde 2015 mit Prof. Dr. Elke Greifeneder besetzt. 2017 trat Prof. Dr. Robert Jäschke die Professur für Information Processing and Analytics an.

Im Jahr 2018 übernahm Prof. Vivien Petras das Amt der Institutsdirektorin, Prof. Elke Greifeneder wurde zu ihrer Stellvertreterin gewählt.

Quellen

  • Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin (1995), Chronik und Bibliographie 1990 – 1995 [erarb. von Gertrud Pannier u. Iris Schwarz]. Berlin.
  • iSchools Organization (2012-2014). iSchools Homepage. URL: https://ischools.org/