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Die Geschichte des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft (IBI) – Teil III

Veränderungen und Fusion: Das Institut in der Zeit der Wiedervereinigung (1990-1995)

Dieser Blogbeitrag ist im Rahmen des Projektseminars „90 Jahre IBI - ein Grund zum Feiern“ im Sommersemester 2018 entstanden. Das Seminar hat die Feierlichkeiten zum 90 – jährigen Bestehen des IBI im Wintersemester 2018/19 vorbereitet. Christoph Hussel studiert am Institut im 4. Bachelorsemester und hat sich als Teilnehmer des Projektseminars u.a. mit der Geschichte des IBI beschäftigt. Diesen Beitrag hat er zusammen mit Kirsten Schlebbe, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut, erarbeitet.

Veränderungen und Fusion: Das Institut in der Zeit der Wiedervereinigung (1990-1995)

Nach dem Fall der Mauer kam es am Institut und an der Humboldt-Universität wie überall in den universitären Einrichtungen zu strukturellen und personellen Veränderungen: An der Universität wurde ein unabhängiger Studentenrat sowie am Institut ein Institutsrat gegründet. Dr. Friedrich Nestler wurde im April 1990 als erster gewählter Institutsdirektor eingesetzt, sein Stellvertreter wurde Dr. Steffen Rückl. Im September 1990 wurden die beiden vakanten Lehrstühle des Instituts durch die Berufung von Dr. Friedrich Nestler zum Professor für Bibliothekswissenschaft und von Dr. Steffen Rückl zum Professor für Informations- und Dokumentationswissenschaft besetzt (Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, 1995).

 

Politische Aufarbeitung der DDR-Zeit

Im Juli 1990 beantragten sechs Direktstudierende des Instituts, die im April 1972 aus politischen Gründen relegiert oder exmatrikuliert worden waren, ihre Rehabilitierung. Im Dezember 1990 wurde eine Arbeitsgruppe zur Aufarbeitung der Ereignisse unter der Leitung von Prof. Dr. Nestler gegründet. Auf Beschluss des Direktoriums des Instituts fand schließlich am 06.02.1992 ein öffentliches Gespräch über die im Jahre 1972 durchgeführten Disziplinarmaßnahmen gegen die sechs Studierenden statt.
Prof. Dr. habil. Othmar Feyl, der als Hochschullehrer am Institut wegen seiner Haltung zum Prager Frühling 1968 diszipliniert worden war, wurde am 09.10.1990 vom Rektor der Humboldt-Universität rehabilitiert (Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, 1995).

 

Im Oktober 1990 wurde die „Fachschule für wissenschaftliche Information und wissenschaftliches Bibliothekswesen Berlin“ nach einem Beschluss des Akademischen Senats dem Institut als „Abteilung für Bibliothekar- und Dokumentarausbildung“ angeschlossen. Die Leitung der Abteilung übernahm Dr. Rosemarie Werner, die langjährige Direktorin der früheren Fachschule. Bereits im Dezember 1990 wurde die Abteilung jedoch als frühere Fachschule aufgelöst und abgewickelt (Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, 1995).

Die Personal- und Strukturkommission (PSK) des Instituts für Bibliothekswissenschaft und wissenschaftliche Information wurde im Januar 1991 gebildet und war bis Anfang 1992 tätig. Als auswärtiger Hochschullehrer wirkte Prof. Dr. Paul Kaegbein, emeritierter Lehrstuhlinhaber für Bibliothekswissenschaft von der Universität zu Köln, mit (Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, 1995).

1992 wurde Dr. Jürgen Freytag zum amtierenden geschäftsführenden Direktor des Instituts gewählt, Dr. Alexander Greguletz zu seinem Vertreter. Aufgrund eines Beschlusses der Landeshochschulstrukturkommission (LHSK) vom Juli 1992 wurde die Informationswissenschaft als Fach am Institut der Humboldt-Universität nicht mehr weitergeführt. Aus diesem Grunde trug das Institut laut einem Kuratoriumsbeschluss von 1993 an wieder den Namen "Institut für Bibliothekswissenschaft". Weiterhin empfahl die LHSK die Fusion des Instituts an der Humboldt-Universität und des Instituts für Bibliothekswissenschaft und Bibliothekarausbildung (IfBB) der Freien Universität zu einem neuen Institut für Bibliothekswissenschaft. Dieser Empfehlung stimmte der Akademische Senat (AS) der Humboldt-Universität im November 1992 zu. Im Januar 1993 wurde eine "Gemeinsame Kommission zur Zusammenführung des Instituts für Bibliothekswissenschaft und Bibliothekarausbildung der Freien Universität und des Instituts für Bibliothekswissenschaft und wissenschaftliche Information der Humboldt-Universität" (GK) gegründet (Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, 1995).

Bereits im Juni 1991 bezog die Abteilung Weiterbildung/Fernstudium des Instituts Räume in der damaligen Clara-Zetkin-Straße 26, im September 1992 folgte der Umzug des Bereiches Informations- und Dokumentationswissenschaft. Bis 1994 fand dann der endgültige Umzug des Instituts für Bibliothekswissenschaft in die Räume der früheren Fachschule statt, in denen das Institut bis heute ansässig ist (Abb. 1).

Weitere Informationen zum Gebäude in der heutigen Dorotheenstraße 26 finden Sie unter: https://www.ibi.hu-berlin.de/de/institut/gebaeude

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Abb.1 – Institutsgebäude in der Dorotheenstraße 26, 10117 Berlin-Mitte Bildlizenz: CC BY-SA 4.0 – Namensnennung: Robert Jäschke

 

Gastprofessor Dr. Wolfgang Schmitz aus Köln wurde im Herbst 1993 als neuer kommissarischer geschäftsführender Direktor eingeführt. Zum 01.03.1994 wurde die erste auf öffentlicher Ausschreibung beruhende Professorenstelle mit Prof. Dr. Walther Umstätter besetzt. Prof. Dr. Umstätter übernahm ab dem 01.04.1994 auch das Amt des kommissarischen Direktors und wurde im Dezember 1994 zum Institutsdirektor gewählt, Prof. Dr. Konrad Umlauf wurde zu seinem Stellvertreter ernannt. Entsprechend der Kooperationsvereinbarung wurde die Fusion der beiden bibliothekswissenschaftlichen Institute von HU und FU zum 01.10.1994 vollzogen. Zum Sitz aller Mitarbeiter des gemeinsamen Institutes wurde Mitte Juli 1995 das Gebäude in der Dorotheenstraße 26. Prof. Dr. Engelbert Plassmann nahm zum 02.11.1995 seine Tätigkeit als neuer C4-Professor am IBI auf (Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, 1995).

Nach den tiefgreifenden strukturellen und personellen Veränderungen, welche die Wiedervereinigung am Institut ausgelöst hatte, etablierte sich damit ein neues und verändertes Institut für Bibliothekswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Doch bereits im Jahr 1995 zeigten sich Hinweise auf die später folgende Krise der Einrichtung in den frühen 2000er Jahren: Im Juli 1995 beschloss der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät I zur Umsetzung von Sparauflagen der Landesregierung, dem Akademischen Senat die Einstellung der bibliothekarischen Diplomstudiengänge, die durch die Fusion von der FU an die HU übertragen worden waren, vorzuschlagen und dadurch vier C2-Stellen einzusparen. Trotz Einspruch von Seiten des Instituts fasste der AS der Humboldt-Universität am 08.08.1995 schließlich den Beschluss, drei C2-Professuren am Institut zum Jahr 2001 bzw. 2003 zu streichen (Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, 1995).

Die darauffolgende Krise, Rettung und Neuausrichtung des Instituts in den 2000er Jahren ist Gegenstand des nächsten und letzten Blogbeitrages dieser Reihe.

Hinweis: Ausführliche Informationen zur Geschichte der bibliothekswissenschaftlichen Ausbildung in Berlin zwischen 1928 und 1995 finden Sie auch unter: https://www.ibi.hu-berlin.de/de/institut/leitbild/gesch-ausbildung

Quellen

Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin (1995), Chronik und Bibliographie 1990 – 1995 [erarb. von Gertrud Pannier u. Iris Schwarz]. Berlin.